Karrierethemen

Jelena Klingenberg, HR-Expertin
HR- und Employer-Branding Trends (2)

Vertrauen ist schwerer als Kontrolle

Die Arbeitgebermarke ist mittlerweile so wichtig wie die Unternehmensmarke. Wie stärkt man sie? In dieser Serie kommen Expert:innen zu Wort und Best-Practice-Beispiele erhalten Raum.

Jelena Klingenberg ist Gründerin der HR-Agentur hppyppl, HR-Influencerin und Initiatorin der FuckUp Nights Frankfurt. Unsere Redaktion hat mit ihr über Herausforderungen für Unternehmen in diesem Jahr gesprochen – und was es zu tun gibt, um die Arbeitgebermarke zur stärken. Eines ist sicher: Von Druck auf Beschäftigte hält sie nicht viel. Sie betont: “Es ist nachvollziehbar, dass Unternehmen unter Druck auf alte, in ihren Augen bewährte Muster zurückgreifen wollen. Vor Corona lief es ja auch gut mit der Office-Pflicht, es gab zwar Personalentwicklung, aber eher nach dem Gießkannenprinzip.” Erst in der Coronakrise habe man wirklich verstanden, dass hinter jedem Menschen eine individuelle Situation stehe.

Daher bestätigt sie einen wirklich großen Trend, den viele Expert:innen nennen: Mitarbeiterbindung und das Stärken von Beziehungen. Das große Stichwort, wenn es um Mitarbeiterbindung und Employer Branding geht, lautet unbedingt Individualität.” Vertrauen ist in ihren Augen schwerer als Kontrolle, aber “eine Misstrauenskultur hilft uns absolut gar nichts in wirtschaftlich schweren Zeiten. Viel wichtiger ist die Frage: Welche Werte brauchen wir für maximalen Profit?!”

Die im Dezember 2023 veröffentlichte XING Studie „Der Arbeitsmarkt der Zukunft“ in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Marketagent zeigt zwar, dass Gehalt immer noch ein sehr starkes Argument ist – doch die Beschäftigten das Thema Unternehmenskultur durchaus stark gewichten. So finden rund 62 Prozent der Deutschen, dass auf einem Arbeitnehmermarkt, den sie als gegeben ansehen, der Umgang im Unternehmen eine wichtige Rolle bei der Attraktivität spielt. Bei der Gen Z, also der jüngeren Generation, sind sogar 70 Prozent dieser Meinung. Auch die sogenannten Silver Worker (60–65 Jahre) gewichten den Aspekt hoch (60 Prozent). Für diese Studie waren im Oktober 2023 insgesamt 1003 erwerbstätige Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren in Deutschland im Rahmen einer repräsentativen Online-Umfrage befragt worden.

Und wie gelingt eine individuelle Personalstrategie? Jelena Klingenberg sagt: “Eine Antwort darauf ist Human Centricity, die Menschen müssen im Mittelpunkt stehen. Dafür ist in der Unternehmenskultur ein vereinendes Mindset und die Einsicht nötig, Customized-Lösungen zuzulassen.” Das verändert auch den Leadership-Ansatz “noch stärker in die Unterstützung” – was bedeutet, Mitarbeitende in ihrer Wirksamkeit zu stärken und auch in der Fähigkeit, sich selbst zu führen. Unternehmerisches Denken, Kreativität, Priorisierung und Achtsamkeit spielen Schlüsselrollen. Die Debatte um Präsenzpflicht im Office wünscht sich die HR-Expertin konstruktiver. “Für Präsenz im Office sollten Unternehmen und Führungskräfte gute Gründe aufzeigen. Produktivität gehört in meinen Augen nicht unbedingt dazu.”

Hier gehts zu Teil 1 der Serie

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Alexandra Leibfired
Als Redaktionsleitung (V.i.S.d.P.) der Career Pioneer berichtet Alexandra Leibfried regelmäßig über HR-Management- und Karrierethemen. Ihre Artikel erscheinen in führenden Branchenzeitungen und -zeitschriften wie HORIZONT, ahgz und fvwITravelTalk. Die Career Pioneer GmbH und Co. KG ist Spezialist für Stellenmärkte und Karriereformate innerhalb der dfv Mediengruppe
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