Karrierethemen

Niclas Jakob und Felicitas von Kyaw, beide Vodafone, engagieren sich für das Next Gen Lab
Niclas Jakob und Felicitas von Kyaw, beide Vodafone, engagieren sich für das Next Gen Lab, Foto: Vodafone Deutschland
Serie Ageism | Teil 5

“Vielfalt erzeugt Reibung”

Voneinander lernen: Seit April hat Vodafone ein NextGenLab, um den Austausch zwischen den Generationen im Konzern zu fördern.

Die Initiative zum NextGenLab ging nicht von Vodafone, sondern von fünf jungen Mitarbeitenden aus. Sie wollen gehört werden und dem Konzern aufzeigen, wo er noch besser werden kann. Tanja Dittmer, Abteilungsleiterin Culture, Attraction and Youth, sagt: „Die junge Generation steht mutig für ihre Interessen ein. Sie wartet nicht, bis sie an einem Punkt der Hierarchie oder des Alters angekommen ist, an dem sie nach ihrer Meinung gefragt wird.“ Carerr Pioneer sprach mit Vodafones Personalvorständin Felicitas von Kyaw (55) und Niclas Jakob (25), Junior Product Owner und NextGenLab-Mitinitiator.

Herr Jakob, Sie gehören zu den Initiatoren des NextGenLabs bei Vodafone. Was war die Motivation?

Niclas Jakob: Wir haben das Lab aus reiner Selbstmotivation heraus gestartet. Eine Mitgründerin hatte zuvor schon das Format „ExCo for a Day“ ins Leben gerufen. Das ist mittlerweile Teil des NextGenLabs. Dabei können junge Mitarbeitende einen Tag lang ein Mitglied des Vorstands begleiten. Dieses Format war der Anstoß. Wir haben uns die Frage gestellt: Wie können wir unsere Anliegen noch strukturierter in das Unternehmen einbringen? Daraus haben wir ein Konzept für das NextGenLab entwickelt und es Feli, also Felicitas von Kyaw, präsentiert.

Frau von Kyaw, Sie sind Schirmherrin des NextGenLabs. Wie lange mussten Sie dazu überredet werden?

Felicitas von Kyaw: Keine Sekunde. Ich unterstütze diese Initiative ausgesprochen gerne. Wir brauchen als Unternehmen vielfältige Perspektiven, um zukunftsfit zu bleiben – die der Generation Z genauso wie die der Boomer-Generation. Ich bin stolz, viele Menschen um mich zu haben, die sich engagiert einbringen. Wichtig ist mir dabei: Wir dürfen über die Anliegen und Anregungen der jungen Generation nicht nur l‘art pour l‘art diskutieren, um sie dann in der Schublade abzulegen. Wir müssen sie fest im Unternehmen verankern. Deshalb war es mir wichtig, auch Business Ownership sicherzustellen.

Geht es Ihnen eher darum, den internen Austausch zu stärken oder sich im War for talents nach außen gut darzustellen?

von Kyaw: Beides. Wir denken das Thema Diversity groß und in allen Facetten. Dazu gehört auch die Generationenvielfalt. Natürlich wollen wir für künftige Talente attraktiv sein. Darauf legen wir einen sehr klaren Fokus. Vor allem intern wollen wir alle Generationen an einen Tisch bringen, um uns auszutauschen und voneinander zu lernen. Wir müssen weg von der Überzeugung „alles wissen“ hin zu „alles lernen“. Miteinander und voneinander. Alt von Jung. Jung von Alt.


„Konzernstrukturen machen es jungen Menschen oft schwer, sich zu engagieren und neue Ideen an den richtigen Stellen zu platzieren.“

– Niklas Jakob, NextGenLab-Mitinitiator

Warum braucht es dafür eine Institutionalisierung wie das NextGenLab?
von Kyaw: Institutionalisierung ist nicht ganz das richtige Wort. Bei Vodafone gibt es schon lange eine Vielzahl an Programmen, um junge Talente einzubinden. Meine Kollegin Tanja Dittmer macht als Head of Culture, Attraction and Youth einen großartigen Job. Der Unterschied beim NextGenLab: Die Initiative kommt von den jungen Menschen selbst. Was gibt es Schöneres als eine Unternehmenskultur, in der sich Menschen proaktiv einbringen und selbstbestimmt ihre Meinung sagen?

Jakob: Gerade große Organisationen tendieren dazu, hierarchisch aufgebaut zu sein. Konzernstrukturen machen es jungen Menschen oft schwer, sich zu engagieren und neue Ideen an den richtigen Stellen zu platzieren. Oft fragen wir uns: Warum machen wir das eigentlich so? Warum verändern wir das nicht? Mit welchen Produkten kann Vodafone auch künftig für junge Zielgruppen attraktiv sein? Wie bleiben wir als Arbeitgeber für junge Talente interessant?

Was bedeutet das konkret?

Jakob: Ein Baustein des NextGenLabs ist der Dynamic Report. Als eine erste Maßnahme haben wir kürzlich eine Befragung unter jungen Kundinnen und Kunden in verschiedenen Vodafone Shops durchgeführt. Heraus kam eine Liste mit zahlreichen Punkten, die zeigen, wo wir als Unternehmen noch besser werden sollten, um die Wünsche von jungen Kundinnen und Kunden zu erfüllen. Diese Punkte haben wir verantwortlichen Führungskräften vorgestellt.

Mit welchem Ergebnis?

Jakob: Wir treffen auf viel Zustimmung. In vielen Fällen gibt es natürlich gute Gründe, warum die Dinge sind, wie sie sind. Unser Anspruch ist es aber, dass wir den Status quo hinterfragen, anstatt ihn als gegeben hinzunehmen. Und dort, wo es Sinn macht, entsprechende Veränderungen anstoßen, um künftig als Marke und Arbeitgeber noch attraktiver zu werden. Wichtig ist dabei: gegenseitige Wertschätzung. Denn dann können wir alle am besten voneinander lernen.


„Wir brauchen diese Perspektiven-Vielfalt, um in der komplexen Arbeits- und Wirtschaftswelt Schritt zu halten.“

– Felicitas von Kyaw, Vodafone-Personalvorständin

Mal zugespitzt formuliert: Die fünf Mitglieder des NextGenLabs haben eine Liste mit Pain Points aus Kundeninnen- und Kundensicht erstellt und nerven damit jetzt im positivsten aller Sinne die Fachabteilungen. Wie kommt das denn bei denen an?

von Kyaw: Genau das macht meiner Meinung nach moderne Arbeitskultur aus. Auch jungen Menschen die Rahmenbedingungen und zugleich die Freiheiten zu geben, sich inhaltlich sehr konkret in unser Geschäft einzubringen. Ich kann Ihnen sagen: Das kommt sehr gut an. Zum einen, weil die Arbeit des NextGenLabs dort landet, wo die Ergebnisse hingehören. Zum anderen, weil es hier explizit um die Sichtweise junger Menschen geht. Wir brauchen diese Perspektiven-Vielfalt, um in der komplexen Arbeits- und Wirtschaftswelt Schritt zu halten. Um zukunftsfähig zu bleiben. Das gilt für Vodafone, aber auch für jedes andere Unternehmen.

Jakob: Es wäre naiv zu glauben, dass wir mit unserer Liste durch den Konzern gehen und in einem Jahr alle Punkte umgesetzt sind. Uns kommt es darauf an, zum Nachdenken anzuregen und dann an einigen ausgewählten Stellen Veränderungen zu bewirken. Damit hätten wir unser Ziel schon erreicht. Das Feedback aus den Fachabteilungen war bisher durchweg positiv. Viele finden den Perspektivwechsel gut und den regelmäßigen Austausch notwendig.

Wie anstrengend sind diese Diskussionen?

von Kyaw: Veränderung ist immer anstrengend. Vielfalt erzeugt Reibung und Reibung erzeugt Wärme. Aber nur so entwickeln wir uns weiter und können mit den Veränderungen in unserer Gesellschaft Schritt halten. Ich bin sicher: Die Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen empfindet den Austausch als bereichernd.

Ziel ist, verschiedene Generationen ins Gespräch zu bringen. Was unterscheidet die Generationen Ihrer Ansicht nach am meisten?

von Kyaw: Ich bin ehrlicherweise noch nicht fertig mit meiner persönlichen Erkenntnis. Vor allem vermute ich einen Unterschied beim Blick auf die Work-Life-Balance. Meine Hypothese würde lauten: Junge Menschen zeigen ein genauso großes Engagement im Job wie andere und ältere Generationen – allerdings auf eine andere Weise. Das ist zumindest mein Eindruck.

Jakob: In meiner Generation liegt der Fokus stärker auf der Work-Life-Balance. Wir leben in einer Zeit, die unfassbar schwierig geworden ist. Die Herausforderungen sind riesig. Meine Eltern hatten es im Job früher vermutlich sehr viel schwerer als ich, aber ihr Leben neben dem Job war immer auch von einer gewissen Leichtigkeit geprägt. Heute haben wir multiple Krisen. Als junger Mensch kann man dadurch schnell in ein dystopisches Weltbild steuern. Deshalb stellt sich uns viel stärker die Frage: Wofür lebe ich eigentlich? Wem schenke ich wie viel Aufmerksamkeit? Und: Wofür wende ich meine Zeit auf? Hier braucht es ein gesundes Maß zwischen Arbeit und Alltag.

NextGenLab bei Vodafone
Von den rund 15.000 Vodafone Mitarbeitenden in Deutschland sind rund 12 Prozent unter 30 Jahre alt. Das NextGenLab will den Austausch zwischen den Generationen fördern. Zurzeit sind drei Maßnahmen im Fokus: Dynamic Report für Analysen und Umfragen zum Status Quo. Generations Connect als Reverse Mentoring-Angebot und ExCo for a Day, bei dem junge Vodafone Mitarbeitende ein Mitglied des Executive Committee einen Tag lang begleiten. Dem NextGenLab gehören fünf, jährlich wechselnde, junge Mitarbeitende an.
Anja Sturm
Die Fachautorin gehört zum Redaktionsteam der Career Pioneer. Seit mehr als 20 Jahren ist sie als Journalistin auf Marketing, Medien, New Work und Diversity spezialisiert. Sie war stellvertretende Chefredakteurin bei HORIZONT, bevor sie 2014 entschied, sich mit einem Redaktionsbüro selbständig zu machen. Seither schreibt sie für diverse Wirtschafts- und Fachmedien, moderiert auf Fachkongressen und liebt es, als Dozentin junge Menschen für die Medien- und Kommunikationsbranche zu begeistern.
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