Ein Unternehmen nach dem anderen ruft Diversity aus, bekennt sich dazu. Diversität als Unternehmenswert zu wollen ist das eine – sie auch zu leben in der Unternehmenskultur, daran scheitern noch viele. Welche Schritte können die nötige Veränderung einläuten? Prinzipien, die auch in Patchwork-Familien das Zusammenwachsen und Zusammenleben möglich machen – davon ist die Gründerin von Ancoris Consulting und Dozentin für Diversity Leadership Tanja Eggers überzeugt.
„Die Naht einer Patchwork-Decke kann entweder als etwas Trennendes oder Verbindendes gesehen werden“, betont Tanja Eggers. „Es ist eine Frage des Mindsets.“ Sie selbst ist Teil einer siebenköpfigen Patchwork-Familie, sie hat einen Mann mit vier Kindern geheiratet, ihre Labrador Hündin komplettiert die Familie. Jedes Teammitglied tickt anders, kommt aus einer anderen Wertewelt, befindet sich in einer anderen Lebensphase, bringt Persönlichkeit mit. Jeder muss seine Rolle finden und ausleben können – und auch Teil des großen Ganzen werden können. Nur so lassen sich Regeln und Werte des Zusammenlebens gemeinsam gestalten, die von jedem Teil der Familie akzeptiert und gelebt werden.
Führungskräfte haben die Aufgabe, in diversen Teams eine Basis für ein gemeinsames Mindset zu schaffen
Tanja Eggers, Management-Beraterin
Genauso ist es in Unternehmen – von Organisationsprozessen und Organisationsentwicklung spricht man dort. Wie im Patchwork-Modell prallen Charaktere aus unterschiedlichen Lebens- und Wertewelten aufeinander. „Es geht um die Integration von Jedem“, sensibilisiert Tanja Eggers. Hierfür ist die richtige Leadership-Kultur ausschlaggebend. „Führungskräfte haben die Aufgabe, in diversen Teams eine Basis für ein gemeinsames Mindset zu schaffen.“
Als Beispiel beschreibt Eggers eine eigene Erfahrung in ihrer Zeit als international agierende Prokuristin, in der sie zwei komplett gemischte Teams zusammenführen sollte. Ein Teil, der aus Tschechien stammte, war kreativ – so das Selbstbild. Im Fremdbild wurde dies als chaotisch bewertet. Der andere Teil aus Deutschland, sehr gut organisiert – so ebenfalls das eigene Selbstbild. Im Fremdbild dagegen wurde es als starr und unflexibel gesehen.
„Ein nahtloser Übergang in ein großes Team schien zuerst unmöglich. Es galt, zwei vollkommen unterschiedliche Welten zu verbinden“, erinnert sich Tanja Eggers. Diese Teamfusion war eine ihrer Schlüsselerfahrungen, die sie heute betonen lässt: „Lasst uns im ‚Sowohl als Auch‘ denken.“
Folgende Impulse eignen sich für Unternehmen:
- Dem Thema eine Bühne geben
- Pilotprojekte zulassen
- Mutig, neue Wege gehen
- Wissen teilen und Formate gestalten, die zum Erfahrungsaustausch einladen
Denn: Diversity ist eine Haltung, es bedarf der Haltung “Walk the Talk”
Sieben Hacks aus ihrem aktuell erschienen Buch „Perspektive PatchWork“ helfen hierbei:
- Andere so annehmen, wie sie sind – nicht in die Bewertung gehen, weder bei sich selbst noch bei anderen
- Anders, vielfältig und bunt – Diversity bringt Farbe in Spiel, Perspektiven öffnen sich, anders sein ist gut
- Sich der „Brille der Wahrnehmung“ bewusst machen
- Die Kunst des Lassens und Loslassens, Entrümpeln schafft Platz für Neues
- Mutig in eine Wachstumszone gehen
- Voneinander lernen – Team Orga vs Team Impro: Begegnung in einer OK/OK-Haltung
- Gemeinsam gestalten mit einer Perspektive
Tanja Eggers Fazit
Die PatchWork-Strategie eignet sich für den Familienkontext sowie für den Unternehmenskontext. Fängt an bei Vertrauen über Vorbild, Verantwortung und einer wertschätzenden Zusammenarbeit. „Es geht um Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit. PatchWork bedeutet Arbeit am Miteinander. Wirtschaftlichkeit bekomme ich, wenn das Miteinander funktioniert“, so die systemische Beraterin.