Karrierethemen

Mandy Schamber, Lead Managerin Social Media bei der dfv Mediengruppe
Mandy Schamber, Lead Managerin Social Media bei der dfv Mediengruppe Foto: Katrin Binner
Personal Branding I Employer Branding

“Mut zur Sichtbarkeit entwickeln”

Warum ist die Social-Media-Präsenz für Journalisten, aber auch Fachkräfte und Unternehmen ein Muss? Wie gelingt ein professioneller Auftritt? Fachbuchautorin Mandy Schamber hat einen ausführlichen Leitfaden erarbeitet. Ihr Ratgeber ist ein wichtiges Instrument für alle, die in vernetzten Berufen tätig sind. Unternehmen wiederum können so ihre Employer Brand stärken.

Frau Schamber, Sie fordern in Ihrem Buch dazu auf, die Werkzeuge der Influencerinnen und Influencer zu nutzen. Sie raten vor allem Journalisten, auf Social Media sichtbar und aktiv zu sein. Doch digitale Sichtbarkeit ist ein Zukunftsthema für viele Berufsbilder. Was macht erfolgreiches Personal Branding in Ihren Augen aus? Das ist eine gute Startfrage, wie man sich dem Thema annähern sollte. Zuerst sollte ich für mich klären, wo ich sichtbar sein will. Die Relevanz von LinkedIn als Content-Plattform ist seit der Corona-Pandemie gestiegen, aber auch Instagram ist weiterhin sehr beliebt. Eine Botschaft sollte zudem mit einem klaren „call to action“ – einer Handlungsaufforderung verbunden sein wie ‚Speichere diesen Beitrag ab, wenn Du mehr über Personal Branding erfahren möchtest!‘. Wichtig ist es auch zu beschreiben, wer ich bin und worin ich gut bin.

Sich selbst loben? Durchaus. Aber ehrlich und authentisch, indem man seine Kompetenzen nachweist: Durch konkrete Beispiele und Tipps, damit das Netzwerk eine Vorstellung davon bekommt, worin ich Expertise habe und zu welchen Themen es sich an mich wenden kann.

Klingt nicht so schwer?! Stimmt, doch jetzt geht die Arbeit an der eigenen Brand erst richtig los und ich muss die Kommunikation starten und am Laufen halten. Hierfür muss ich überlegen, was möchte ich erzählen, was meine Geschichte ist und wann möchte ich aktiv sein, um dann passende Geschichten zu produzieren. Wichtig dabei ist: nicht nur nehmen, sondern auch geben – ich poste nicht nur, ich erwarte auch Reaktionen und Feedback. Ich muss dafür Beiträge von anderen regelmäßig lesen und mitdiskutieren.

In Beziehungsaufbau investieren, wie zahlt sich das aus? Man braucht eine Strategie. Spontan in der Kaffeepause funktioniert das nicht. Wichtig ist zu reflektieren, wer man ist, und sich dann einfach auszuprobieren. Die jüngere Generation tut sich leichter als die Boomer-Generation. Posten und sichtbar sein, ist für sie selbstverständlicher. Das Wichtigste ist das Mindset, der Mut zur Sichtbarkeit. Aus den Erfahrungen entsteht die Positionierung. Die Beiträge, der Content werden spitzer und relevanter. Das Feedback nimmt zu.

Warum ist Außenkommunikation viel wichtiger als früher? Oder hat sich nur die Art verändert? Es hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Social Media hat die Stimmen der Gesellschaft demokratisiert. Jeder kann nun Inhalte produzieren. Welche Inhalte relevant sind, bestimmen nicht mehr nur die klassischen Medien. Die Social-Media-Profile haben jeweils einen anderen Fokus, da ist für jeden etwas dabei und ich kann mir sehr schnell ein Netzwerk aufbauen mit Menschen, die ich bisher noch gar nicht kannte.

Welche Mehrwerte gibt es noch? Arbeitnehmer an sich profitieren davon. Wir waren früher so abhängig von Weiterempfehlungen und jetzt haben wir das Schicksal selbst in der Hand, wenn wir das wollen. Die Klima-Aktivistin Luisa Neubauer kann sich so auch als Klimajournalistin positionieren. Oder Cawa Younosi, Global Head of People Experience bei SAP, hat als HR-Influencer eine starke Stimme über sein Unternehmen hinaus. 

Wir waren früher so abhängig von Weiterempfehlungen und jetzt haben wir unser Schicksal selbst in der Hand, wenn wir das wollen.

Mandy Schamber

Auch gut für Unternehmen wie SAP? Natürlich, so können Follower durch viele Fenster der Firma sehen, wie das Unternehmen tickt. Im War for Talents ist das eine effektive Methode, Bewerberinnen und Bewerber perspektivenreich auf Jobs aufmerksam zu machen.

Zurück zur Praxis: Wie bereite ich mich vor, wenn ich mit Personal Branding loslegen will, was muss ich wissen? Ich muss ein Ziel haben. Ich muss mich fragen: Was will ich erreichen? Will ich einen neuen Job, will ich mehr Anerkennung? Es ist auch eine gute Möglichkeit im Homeoffice für Kolleginnen und Kollegen sichtbar zu sein. Oder ich kann die Personalabteilung bei der Personalsuche unterstützen. Als nächstes definiere ich noch die Zielgruppe, dann kann es losgehen.

Über zwei erfolgreiche Beispiele hatten wir eben gesprochen. Welche Vorbilder können Sie noch empfehlen? Vorher ging es um starke LinkedIn-Persönlichkeiten. Ich möchte auch noch TikTok und Instagram ins Spiel bringen. Luisa Schneider als Role Model für TikTok, die Ärztin Dr. Julia Fischer und die Lehrerin Saskia Niechzial (@liniert.kariert) für Instagram. Sie geben Einblicke in ihren Berufsalltag und klären über Krankheiten oder eben Bildung auf.

Wer sichtbarer wird, aus dem Schatten einer Marke hervortritt, wird auch angreifbarer. Wie geht man mit Ängsten um? Marina Zayats, Co-Founderin von Schaffensgeist und Beraterin für CEO Branding, hat gesagt: Einen Shitstorm muss man sich erst einmal erarbeiten. Ich glaube, sie wollte damit sagen: Die meisten haben zwar Angst davor, aber die ist eher unbegründet. Als einen Tipp zur Konfliktvermeidung kann ich immer geben: Verhalte dich online wie offline. Am anderen Ende sitzen auch Menschen mit Gefühlen. Wie im Gespräch muss das Gegenüber genauso respektvoll behandelt werden wie sonst auch. Und bitte nicht die menschliche Komponente vergessen.

Wie viel Aufwand und Zeit muss ich einplanen? Wie zahlt sich das aus? Am Anfang ist es sehr zeitintensiv. Ich muss meine Strategie finden und verstehen, mit welchen Maßnahmen ich meine Ziele erreichen kann. Und ich muss Vorbilder recherchieren, analysieren und Zeit für die Beitragserstellung einplanen. Schrittweise fühle ich mich wohler in meiner Rolle und werde schneller. Es zahlt sich in Summe aus, weil ich gesehen werde von anderen Professionals, ich bekomme Infos, Jobempfehlungen – und in meinem Fall habe ich ganz viele Interviewpartnerinnen über LinkedIn kontaktiert für Newsfluence, den Social Media Podcast, den ich mit Horizont produziert habe. LinkedIn ist zudem ein schneller Ort, um Branchenthemen zu lesen und viele Expert:innen kennenzulernen. Zum Beispiel die Herausgeberin der Strive, Katharina Wolff, hat mir nach einer Anfrage für ein Interview innerhalb von wenigen Minuten geantwortet.

Woran liegt das, an Ihrem gut gepflegten Profil? Genau, an der Professionalität. Man kann nicht so anonym sein wie anderswo, man muss seinen Lebenslauf pflegen. In Kombination mit dem Grund, warum ich um etwas bitte, und mit der Erläuterung der Win/Win-Situation für beide komme ich sehr weit. Dann ist für andere klar abwägbar, ob mein Grund relevant ist oder nicht. Toll finde ich auch das Empfehlungsmarketing. Wenn ich kommentiere, sehen das alle in meinem Netzwerk. So sieht man Verbindungen und ich bekomme oft einen Vertrauensvorschuss.

Wenn Sie an das Brennpunktthema Fachkräftemangel oder das Schlüsselthema Employer Branding denken – wie kann gutes Personal Branding einer einzelnen Person bzw. Corporate Influencing einem Unternehmen helfen? Es kommt auf die Position an, die die Menschen in den Unternehmen haben. Ich bin eine Freundin davon alle zusammenzubringen. Es wäre ein richtiger Schritt, ein Programm aufzubauen. Da muss ich als Unternehmen die Menschen enablen, Feedback geben, anleiten und begleiten. Das wäre das erste, was ich täte, nicht nur auf ein Pferd zu setzen.

Wie sähe Ihre Strategie im Detail aus? Das stimmige Bild ergibt sich, wenn verschiedene Hierarchiestufen sprechen – das wirkt aufgeschlossen bei potenziellen Bewerbern und Kontakten. Durch Corporate Influencing wird auch das ganze Bewerbungsverfahren transparenter. Jetzt können beispielsweise einzelne Personen vorab kontaktiert werden. Als Bewerber kann ich mich vorab einfühlen in Jobs, ich kann mich mit einem Unternehmen auseinandersetzen. Telekom hat in seiner Botschafter-Community 300 Teilnehmende und ermöglicht so einen vielschichtigen Blick hinter die Kulissen. Früher hat man die Katze im Sack gekauft.

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Alexandra Leibfried
Als Redaktionsleitung (V.i.S.d.P.) der Career Pioneer berichtet Alexandra Leibfried regelmäßig über HR-Management- und Karrierethemen. Ihre Artikel erscheinen in führenden Branchenzeitungen und -zeitschriften wie HORIZONT, ahgz und fvwITravelTalk. Die Career Pioneer GmbH und Co. KG ist Spezialist für Stellenmärkte und Karriereformate innerhalb der dfv Mediengruppe.
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